Grüne: ZukunftsEnergie für Hessen

ZukunftsEnergie für Hessen – Mehr Unabhängigkeit, mehr Klimaschutz und mehr Arbeitsplätze

Die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat heute das Konzept ‘ZukunftsEnergie für Hessen’ vorgelegt, mit dem bis zum Jahr 2028 durch einen Mix aus Energiesparen, Energieeffizienz und der Nutzung von erneuerbaren Energien nicht nur auf Atomkraftwerke, sondern auch auf Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken verzichtet werden kann.
‘Angela Merkel hat am Wochenende die Befürworter des Atomausstieges aufgefordert, Alternativen zur Atomenergie aufzuzeigen: Hier sind sie’, betont der Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag, Tarek Al-Wazir. ‘Im Gegensatz zu allen Unkenrufen der Atomlobby aus CDU und Energiekonzernen zeigen unsere seriösen Berechnungen, dass die Energiewende in Hessen, also den Strombedarf ohne Atom, Gas und Kohle zu decken, gelingen kann.
Dies würde nicht nur die Risiken für die Bevölkerung durch die störanfälligen Reaktoren von Biblis A und B beseitigen, sondern auch positiv dem Klimawandel entgegenwirken.’
‘Der kurzfristige Anstieg der CO2-Emissionen durch die Biblis-Abschaltung in den Jahren 2009 und 2013 wird bereits im Jahr 2015 wieder den Stand von 2004 erreichen und danach bis zum Jahr 2028 auf Null sinken. Ein Ergebnis, das sich mit einem Festhalten an Atom und Kohle, wie von CDU und FDP propagiert, nicht erreichen lässt’, so Al-Wazir. In diesem Zusammenhang weisen DIE GRÜNEN darauf hin, dass die Stromerzeugung einen Anteil von 20 Prozent zu den CO2-Emissionen in Hessen beiträgt, der CO2-Anteil beim Verkehr bei 37 Prozent, den Haushalten, Gewerbe und Dienstleistungen bei 34 Prozent sowie der Industrie bei 9 Prozent liegt. ‘Auch im Verkehrs-, Wärme- und Produktionsbereich haben wir Strategien zur Verminderung des CO2-Ausstoßes, so dass die im Vergleich sehr geringe kurzfristige Erhöhung des Ausstoßes von Treibhausgasen im Strombereich durch die überfällige Abschaltung der Atomkraftwerke mehr als ausgeglichen werden kann.’
Auch auf die Arbeitsplätze hätte diese Umstellung positive Auswirkungen. So gibt es in der konventionellen Stromerzeugung bisher 1250 feste Arbeitsplätze, bei einer Umstellung auf erneuerbare Energien werden es bis 2015 etwa 11 500 zusätzliche direkte Arbeitsplätze sein’, ist sich Tarek Al-Wazir sicher.
Der Stromverbrauch in Hessen beträgt zur Zeit pro Jahr ca. 35,1 Millionen Megawattstunden. Davon kommen im Durchschnitt 45,2 Prozent aus dem AKW Biblis,
27,4 Prozent werden konventionell aus Kohle und Gas erzeugt, ebenfalls 24,8 Prozent stammen aus dem Import und nur 3,6 Prozent wurden 2004 in Hessen mit erneuerbaren Energien erzeugt. Damit liegt Hessen unter dem Bundesdurchschnitt, wo der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung inzwischen bei
11,6 Prozent liegt.
‘Wir wollen’, so die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Ursula Hammann, ‘ohne Komfortverzicht durch Einsparung eine deutliche Senkung des Stromverbrauchs erreichen. Durch den Einsatz moderner Technologie und einer dezentralen Stromerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung ist eine deutliche Effizienzsteigerung möglich. Die Nutzung von Windenergie, Biomasse, Solarenergie, Wasserkraft und Geothermie wird ausgebaut. Zudem wird durch unsere Energiepolitik ein produktiver Wettbewerb zwischen den Konzernen des Stromoligopols aus RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall einerseits und den kommunalen Stadtwerken sowie privaten Stromerzeugern andererseits entstehen. Die Strombezieher werden unabhängiger von den Energieriesen werden.’
Im Einzelnen sieht das Konzept ‘ZukunftsEnergie für Hessen’ so aus:
Energieeffizienz – Klima schützen
Hier besteht theoretisch ein Einsparpotenzial von 70 Prozent. Um auf der sicheren Seite zu sein, legen DIE GRÜNEN eine Ausschöpfung von etwa 40 Prozent dieses Potenzials bis zum Jahr 2028 zu Grunde, was 10 Millionen Megawattstunden Strom oder 28,5 Prozent des heutigen Bedarfs entspricht.
Windenergie – Frischer Wind für Hessen
Für die Windenergie muss die ideologische Blockadehaltung der Landesregierung überwunden werden. Neben der Möglichkeit an geeigneten bestehenden Standorten alte Anlagen durch neue leistungsstärkere zu ersetzen, werden ca. 250 neue Standorte benötigt. Bei der Standortwahl müssen ausreichende Abstände zu Wohngebieten (1100 Meter), zu Gewerbeflächen (300 Meter) sowie zu Vogelflugrouten eingehalten werden. Insgesamt sollen so 2028 5,3 Millionen Megawattstunden Strom aus Windenergie in Hessen erzeugt werden. Darüber hinaus wird Hessen von der Offshore-Windenergie profitieren können. Der hessische Anteil der Offshore-Windenergie wird mit 7,5 Millionen Megawattstunden deutlich unter den derzeitigen Stromimporten von ca. 8,4 Millionen Megawattstunden liegen.
Biomasse- Energie von Hessens Äckern
Mit etwa 110 dezentralen Biomasse-Heizkraftwerken und 1200 Biogasanlagen lassen sich 2028 ca. 3,2 Millionen Megawattstunden Strom erzeugen. Ein Schwerpunkt stellt die erzeugernahe Produktion von Biogas und dessen Einspeisung in das Gasnetz dar. Damit ist es möglich, Strom verbrauchernah in hocheffizienten Blockheizkraftwerken zu erzeugen.
Fotovoltaik – Land der blauen Dächer
Das dritte Standbein der erneuerbaren Energien ist die Fotovoltaik. Insgesamt gibt es in Hessen ein Potenzial von 59 Millionen Quadratmetern an Dachflächen und Fassaden, die für die Fotovoltaikanlagen geeignet sind. Darüber hinaus werden bis 2028 Freiflächenanlagen wie Parkplätzen und Lärmschutzwänden im Umfang von ca. 3600 Hektar für die Fotovoltaik genutzt werden. Die Fläche für Freiflächenanlagen würde damit etwa ein Prozent der derzeitigen Siedlungs- und Verkehrsflächen umfassen. Damit könnten 2028 ca. 8,5 Millionen Megawattsunden Strom in Hessen erzeugt werden.
Wasserkraft
Bei den Wasserkraftwerken geht es weniger um den Neubau von Anlagen als vielmehr um deren Modernisierung. Damit kann die erzeugte Strommenge um ca. 30 Prozent auf etwa 530 000 Megawattstunden Strom erhöht werden.
Geothermie
Die Geothermie wird aufgrund der nur im Oberrheingraben wirtschaftlich zu erschließenden Potenziale in Hessen bis zum Jahr 2028 nur einen kleinen Teil des Stromverbrauchs, nämlich 100 000 Megawattstunden, abdecken können.
Maßnahmen auf dem Weg zur ZukunftsEnergie
Wesentliche Grundlage zu der mit der Nutzung von ZukunftsEnergie verbundenen Umstrukturierung der Stromversorgung ist die Weiterführung des Erneuerbare Energien Gesetzes. Es schafft die notwendige Investitionssicherheit für den Ausbau einer regenerativen Stromversorgung. Darüber hinaus müssen die Förderprogramme zur Energieeffizienz aufgestockt und im Bereich der Stromeinsparung deutlich ausgedehnt werden.
In Hessen sind eine Fülle von begleitenden Maßnahmen notwendig. So soll eine landesweite Energieagentur erweiterte und koordinierte Beratungsangebote vorlegen, Energiedienstleistungen anbieten und Vergleichsmaßnahmen zur Energieeffizienz durchführen. Der öffentliche Sektor soll an seinen Gebäuden und Einrichtungen mit gutem Vorbild vorangehen, Pilotprojekte zu neuen Energietechnologien sollen die Markteinführung fördern und die Entwicklung beschleunigen. Zudem sollen die Landes-Förderprogramme gestärkt und ein Energieeffizienzfonds aufgelegt werden. Mit den Energieeffizienzfonds werden
Beratungs- und Finanzierungsangebote verbunden, um Maßnahmen zur Senkung des Stromverbrauchs zu forcieren. Mit der Einrichtung von Bürgerkraftwerken und dem möglichen Rückkauf der Stromnetze durch Kommunen bzw. Bürgerinnen und Bürgern soll die Unabhängigkeit von den Stromkonzernen vergrößert werden.
Am AKW Biblis soll ein ‘Kompetenzzentrum Stilllegung und Rückbau’ eingerichtet werden und der Kraftwerkstandort Staudinger weiterentwickelt werden.
Und schließlich sollen Energieeffizienz und erneuerbare Energien auch als Bildungsinhalte verankert werden, um den effizienten Umgang mit Energie zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen.
  • Pressmitteilung 17.1.2007

Dieser Artikel wurde von Energieblog.de am 17. Januar 2007 geschrieben und unter Energie, Presse abgelegt.

Zu diesem Beitrag sind keine Kommentare zugelassen.