Ökostrom – wie funktioniert das?

Wer sich für einen Ökostromanbieter entscheidet, erhält dennoch keinen Ökostrom direkt aus der Steckdose. Das ist weder nötig, noch technisch zu realisieren. Es ist nicht nötig, weil sich der erzeugte Strom physikalisch nicht von Strom unterscheidet, der aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Es ist technisch auch nicht möglich, denn alle Verbraucher, ob sie nun Ökostrom verwenden wollen oder nicht, hängen an einem Verbundnetz. In diesem Netz können nicht beliebige Verbindungen zwischen einem Verbraucher und einem gewünschten Erzeuger hergestellt werden. Dann das Verbundnetz würde durch die damit verbundenen Schwankungen instabil.

Das Prinzip von Ökostrom ist nicht die direkte Belieferung von Kunden. Wer Ökostrom bestellt, bezahlt dafür, dass eine bestimmte Menge Strom aus umweltfreundlicher Erzeugung in das Stromnetz eingespeist wird. Dafür wird entsprechend weniger Strom aus fossilen Energieträgern erzeugt. Der Kauf von Ökostrom ändert den gesamten Strommix. Ein Kunde der Strom aus Wasserkraft bestellt, erhält diesen Strom nicht aus seiner Steckdose. Das Wasserkraftwerk befindet sich möglicherweise weit entfernt vom Kunden. Aber der Ökostromanbieter kann mehr Strom in diesem Kraftwerk erzeugen und einspeisen. Dafür wird weniger Strom eingespeist, den zum Beispiel ein Kernkraftwerk erzeugt hat.

Im Stromnetz kann keine Energie gespeichert werden. Es kann also kein Strom erzeugt und bis zum Verbrauch vorgehalten werden. Sondern die eingespeiste und die tatsächlich verbrauchte Energie müssen immer weitgehend übereinstimmen. Anderenfalls wird die Stromversorgung instabil. Daher ist die Einspeisung des Ökostroms die eigentliche Herausforderung. Denn die Schwankungen im Verbrauch werden durch alle angeschlossenen Erzeuger ausgeglichen. Also auch durch Nuklear- und Kohlekraftwerke. Für die Einspeisung gibt es zwei Möglichkeiten. Wenn sie zeitgleich erfolgt, dann wird immer so viel Ökostrom eingespeist, wie auch Strom verbraucht wird. Es ist dann keine zusätzliche Einspeisung von fossil erzeugtem Strom nötig. Diese Möglichkeit ist technisch aufwendig. Sie funktioniert nur, wenn genügend Erzeugungskapazitäten für Ökostrom vorhanden sind. Daher ist eine zweite Variante deutlich häufiger: Die mengengleiche Einspeisung. Dabei speist der Versorger über einen bestimmten Zeitraum so viel Strom ein, wie seine Kunden durchschnittlich verbrauchen. Diese Form der Einspeisung wird von Umweltschützern aber kritisiert. Denn auf diese Weise bleiben fossile Brennstoffe und Kernenergie unersetzbar, um Schwankungen auszugleichen.

Dieser Artikel wurde von Energieblog.de am 25. Mai 2013 geschrieben und unter Dossier, Energie und Umwelt, Energiekosten abgelegt.

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