Atomkraft kommt einfach nicht aus der Mode

Weltweit gibt es immer neue Meldungen über Unfälle in Atomkraftwerken. Ebenso werden auch immer wieder Fälle von häufiger auftretenden schweren Erkrankungen bei Kindern wie Erwachsenen, die in der Nähe von Atomkraftwerken leben, gemeldet. Welch schwerwiegende Folgen schwere atomare Unfälle noch über Jahre hinweg haben können, kann man bis heute im Umfeld des Reaktorunglücks von Tschernobyl sehen, wo ein Großteil des Landes, der Tiere und der Menschen noch immer mit den Folgen der schweren Verstrahlung aus dem Jahre 1986 leben muss bzw. daran frühzeitig stirbt. Wo ausgebrannte Kernstäbe am besten entsorgt werden können, ist auch eine Frage, über die man sich ebenfalls weltweit noch immer nicht wirklich im Klaren ist. Doch trotz alledem gibt es nach wie vor Politiker, die die Kernkraft als DIE Energiequelle des 21. Jahrhunderts ansehen und die alte, unsichere Reaktoren bis zum Sankt Nimmerleinstag laufen lassen oder sogar Neue hinzu bauen wollen. Bei diesen Politikern handelt es sich nicht um irgendwelche kleinen, unwissenden Kommunalpolitiker vom Lande, sondern tatsächlich um solche, die bereits jetzt an oberster Stelle eines Landes stehen oder es zumindest bald tun könnten.

Als kritischer Beobachter muss man sich wirklich fragen, was die Obersten in der slowenischen Regierung dazu treibt, zu ihrem kürzlich in die Schlagzeilen geratenen total veralteten und noch dazu im Erdbebengebiet gebauten Kernreaktor in Krsko einen Weiteren hinzu bauen zu wollen. Was unsere Bundeskanzlerin dazu bringt, den in Deutschland von der Vorgängerregierung eingeleiteten Atomausstieg stoppen, ja sogar rückgängig machen zu wollen, anstatt sich verstärkt für einen weiteren Ausbau der Energieerzeugung durch erneuerbare Energien einzusetzen und diesen dadurch voran zu treiben. Ganz besonders muss man sich dies jedoch bei dem republikanischen US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain fragen. Dieser kündigte am Donnerstag bei einer Rede in Springfield im US-Bundesstaat Missouri an, sich für den Bau von 45 (!) neuen Atomreaktoren bis zum Jahr 2030 in den USA einsetzen zu wollen, um das Land dadurch vor allem unabhängiger von der Einfuhr ausländischer Ölvorräte zu machen. Derzeit werden rund 20 Prozent des Strombedarfs der USA in rund 100 Atomkraftwerken produziert.

Dass es außer Öl und Atomkraft noch andere, wesentlich umweltfreundlichere und sicherere Möglichkeiten der Stromgewinnung gibt, scheint für den Anwärter auf das Amt des mächtigsten Regierungschefs der Welt ganz offenbar nicht zur Diskussion zu stehen. Dabei sollte man gerade auch in den USA in den kommenden Jahren dringend darüber nachdenken, wie man eine umweltschonendere und trotzdem effiziente Energiegewinnung für die kommenden Jahrzehnte auf die Beine stellt. Kernkraft kann und darf dabei nicht die Lösung für alle Energiefragen bedeuten. Denn spätestens, wenn sich auch in den USA die Berge von abgebrannten Brennelementen und die Todesfälle durch Verstrahlung häufen, wird sich auch dort zeigen, dass Bequemlichkeit und vermeintliche Sicherheit nicht immer der beste Weg zur Bewältigung aller Probleme ist.

Dieser Artikel wurde von Energieblog.de am 20. Juni 2008 geschrieben und unter Ausland, Energie, Energie und Umwelt, Umwelt abgelegt. Ihm wurden folgende Schlagworte zugewiesen: , , , , , , .

Zu diesem Beitrag sind keine Kommentare zugelassen.